Samstag, 6. September 2008

Eindrücke von zwei Wochen Uni

Hui, heute endet die zweite Woche des normalen Universitätsbetriebs hier im Fall Term '08. Ich hatte ja schon im Footballfieberpost versprochen, dass ich hier mal meine ersten Eindrücke schildern werde.

Webpages
Zuerst die Formalitäten :)
Jeder Mathstudent hat hier seine persönliche Profilseite. Hier gibt es meine. Nicht wundern, das Foto schmeichelt mir nicht gerade. Vielleicht sehe ich auch wirklich so aus. Naja, ihr kennt mich ja. Erkennt jemand das Hemd? :)

Außerdem hat man dann noch seinen persönlichen Webspace auf dem man sich austoben kann. Ich habe dort meine eigene kleine Iowa State Homepage erstellt (mit Hilfe von iWeb). Falls es jemanden interessiert, findet er dort Infos zu den Kursen, die ich höre, den Recitations, die ich gebe und Office Hours trà là là.

Auf die drei eben genannten Universitätsveranstaltungen, die meinen Alltag bestimmen, möchte ich im Folgenden näher eingehen.

Recitations
Beginnen wir bei dem was ich gebe - Tja ja, das Leben ist ein ewiges Geben und Nehmen. In diesem Fall gebe ich 3 mal die Woche 50 Minuten lang(e) Antworten zu Fragen der Studenten bezüglich der Hausaufgaben der entsprechenden Vorlesung. Nehmen tue ich mir die Freiheit wie üblich in Basketballshorts und T-Shirt Autorität an der Tafel auszustrahlen :). Ach so und bezahlt werde ich auch. Spaß bei Seite; es ist schon ein Unterschied zu dem was ich als Übungsleiter gewohnt war.
  1. Die Thematik ist eine ganz andere. Wie ich schon in einem anderen Post erwähnt hatte, geht die zugehörige Lecture über Trigonometrie (also Winkelfunktionen: Sin, Cos, ...). Also nicht gerade Higher Mathematics. Trotzdem nicht vollkommen trivial für mich, da das nun doch schon ein paar Jährchen her ist, dass ich das in der (vielleicht) 8ten Klasse gehört habe. Das Schulsystem hier ist halt etwas anders und vor allem sind die akademischen Hintergründe der Studenten so unterschiedlich. Man kann nicht von einem Bildungsstandard nach der Highschool ausgehen, daher müssen die dann einiges an Zeit investieren, um die Leute auf der Uni auf ein ordentliches Niveau zu bringen. Was auch dazu führt, dass einige Leute mit den Augen rollen und sich zu tote langweilen, während andere Fragen stellen.
  2. Apropos Highschool. Die meisten Studenten in meinen Recitations sind also ca. 4 Jahre jünger als ich. In Augsburg habe ich ja meistens vor Leuten gestanden, die ungefähr genau so alt waren wie ich. Aus gegebenem Grund ist die Atmosphere somit etwas professioneller (so à la "Excuse me, could you explain ... again" anstatt "Jan, was soll das?"), was - wie ich finde - Vor- und Nachteile hat. Aber Spaß macht es aufjedenfall. Ich finde es - und das verwundert jetzt alle meine Mathekollegen aus Augsburg - eigentlich ganz nett mal wieder so "einfache" Mathematik zu betreiben (Habe neulich einen ziemlich coolen Pythagorasbeweis gesehen, aber ich will jetzt nicht die Nichtmathematiker verscheuchen :)).
  3. Außerdem habe ich dann noch diese 50 Credits zu vergeben. Habe mich entschieden, jede Woche ein Quiz zu machen. Jeweils 5 Credits pro Quiz. Damit die Leute wöchentlich ein bisschen Feedback bekommen. Andererseits kann man natürlich für 5 Punkte auch nicht gerade nach einer begründeten Antwort zum "P = NP" Problem fragen. Obwohl... :)
Office Hours und Help Room
Ich habe es so eingerichtet, dass ich Mo. bis Do. wenn möglich direkt nach den Recitations Office Hours habe. Hatte bis jetzt aber erst einen Besucher. Ich denke, das wird sich noch ändern, wenn der Stoff ein bisschen anspruchsvoller wird.

Außerdem bin ich Do. und Fr. noch jeweils eine Stunde im "Math Help Room". Das ist eine ziemlich coole Einrichtung. Da können einfach alle Studenten mit Fragen zu den "lower level" Mathematikvorlesungen hinkommen und es sind immer einige TAs da um zu helfen.
Da kommen die Leute dann schon mit ganz unterschiedlichen Problemen: Bei einem geht es lediglich um die Anwendung der Mitternachtsformel, während andere gewöhnliche Differentialgleichungen lösen wollen oder verrückte Graphen um verrückte Achsen rotieren lassen. Das ist dann schon garnicht mehr so einfach. Vor Allem, weil ich das eine Ewigkeit nicht mehr gemacht habe (jetzt muss ich an den guten alten Deffi denken) und ich natürlich auch nicht weiß, welche Methoden die Leute in ihren Vorlesungen lernen und dann eben in ihrem Homework anwenden sollen.

Vorlesungen
So, genug gegeben. Ich höre selbst 3 Vorlesungen. Ich fange jetzt garnicht erst an hier mit den Namen von Teilgebieten der Mathematik rum zu werfen. Wen es interessiert, kann die Details auf meiner ISU Page nachlesen.

Also der Vorlesungsbetrieb unterscheidet sich deutlich von dem in Augsburg. Wir hatten meistens 2 mal die Woche 90 Minuten Vorlesung + 1 mal 90 Minuten Übung. Hier ist es: 3 mal die Woche 50 Minuten Lecture + viel selber nachlesen + Homework.
Zum "viel selber nachlesen": Es ist so, dass man das Buch, das der Professor als Lektüre angibt, unbedingt braucht. Manche Dinge werden in den Vorlesungen nur angedeutet und man muss dann selber nachlesen was genau Sache ist. Außerdem gibt es natürlich - wie üblich - Hausaufgaben. Zu beachten ist hier allerdings, dass Homework hier zu einem beachtlichen Anteil (varriert natürlich auch von Prof zu Prof) in die Endnote eingeht. Was auch Vor- und Nachteile hat.

Übungsgruppen gibt es also keine. Das ist aber - denke ich - zu verschmerzen, da - das hatte ich glaube ich auch schon mal erwähnt - es einfach ist, ein paar Büros weiter zu laufen und sich mit anderen über die Assignments zu unterhalten. Jedes Office hat natürlich auch eine Tafel. Das macht den mathematischen Diskurs wirklich angenehm.

Also mir macht es aufjedenfall Spaß und ich bin gespannt auf die folgenden Wochen.

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